Silenccio in the News: Diese Frau kämpft gegen Kriminelle im Netz

Cyberkriminalität nimmt in der Schweiz rasch zu. Vor allem in der Corona-Krise wird das Unwissen der User von Kriminiellen ausgenutzt. Katrin Sprenger, Chefin des Zürcher Start-up Silenccio, nimmt die Scharlatane ins Visier.

Private Dokumente gehackt, Kreditkarten-Daten gestohlen, mit Hasskommentaren eingedeckt. Die Realität des Internets kann grausam sein. Tatsächlich betrifft die Cyberkriminalität die Schweizer User im europäischen Vergleich überdurchschnittlich oft.

Gemäss dem Bundesamt für Statistik BFS wurden hierzulande in den letzten 12 Monaten fast 350’000 Personen Opfer von Online-Kreditkartenbetrug. Ebenso viele haben durch Viren-Angriffe persönliche Dokumente verloren.

Verfasser werden abgemahnt

Das BFS erklärt dies mitunter mit der Laschheit, mit der Schweizer ihre Daten schützen. «Gleichzeitig war die Bedrohung für den durchschnittlichen Internet-User nie grösser als heute», sagt Katrin Sprenger (40), Chefin des Zürcher Start-up Silenccio.

Silenccio wurde 2017 in Zürich gegründet und hat in den Anfängen eine Software-Lösung entwickelt, die das Internet und soziale Netzwerke auf Hasspostings scannt. Die Algorithmen von Silenccio suchen nach Namen von Kunden und schlagen bei verdächtigen Posts auf Facebook und anderen Diensten Alarm. Die Verfasser werden abgemahnt.

Schutz vor Missbrauch

«Hasskommentare verbreiten sich wie ein Lauffeuer», sagt Sprenger und erinnert an den Fall der 13-jährige Céline. Das Mädchen war per Smartphone gemobbt worden – und nahm sich später das Leben. Doch nicht nur Verfasser von Hasskommentaren nimmt Silenccio ins Fadenkreuz.

Denn nun baut das Start-up in Zusammenarbeit mit dem Versicherer Axa sein Engagement gegen Hacking, Phishing und Cybermobbing weiter aus. Daraus entstanden ist die Versicherungsleistung Cyberversicherung Plus, die jährlich knapp 100 Franken kostet.

Die Versicherung verspricht die Deckung von Diebstahl und Missbrauch von Personendaten, Konten und Kreditkarten. Die Leistung beinhaltet zudem der Schutz vor Online-Mobbing. Ebenfalls dabei ist der Schutz vor Urheberrechtsverletzung. Und sie deckt auch finanzielle Schäden im Zusammenhang mit Einkäufen in unseriösen Onlineshops.

Leichtes Spiel in der Krise

«Interessant ist das Angebot deshalb, weil die Versicherung präventiv vorgeht», sagt Dominique Kasper, Geschäftsleitungsmitglied der Axa. Konkret: Die Versicherten werden bereits vor einem allfälligen Schadenfall darauf aufmerksam gemacht, dass die Login-Informationen gehackt wurden, oder ein besuchter Online-Shop nicht vertrauenswürdig ist

Die versicherte Schadenssumme, wenn beispielsweise das Online-Konto gehackt wird, liegt bei 20’000 Franken. Beim Online-Shopping deckt die Versicherung finanzielle Schäden von bis zu 5000 Franken. «Gerade in der gegenwärtigen Krise haben Kriminelle leichtes Spiel», ergänzt Karin Sprenger. Spam- und Phishing-Mails rund um gefragte Waren wie Atemschutzmasken oder Desinfektionsmittel hätten derzeit Hochkonjunktur.

Angebote vergleichen lohnt sich

«Schwierig in diesen Fällen ist, dass man Firmen und Personen, die im Netz ständig ihre Identität ändern, kaum belangen kann», sagt Sprenger. Eine Versicherung schaffe da Abhilfe. Axa und Silenccio sind indes nicht die einzigen, die einen Schutz vor Cyberkriminalität anbieten.

Noch ist der Markt für Cyberversicherung eine Nische. Doch auch Versicherer wie Generali, Mobiliar, Zurich, Baloise und andere bieten vergleichbare Lösungen an. Die versicherten Leistungen und Deckungslimiten sind allerdings sehr unterschiedlich. Vor dem Abschluss lohnt es sich deshalb, die Angebote der verschiedenen Versicherer zu ­vergleichen.